20.4.07:
Info:Die Stadt Liaocheng:
Sie liegt inmitten einer Monokultur landwirtschaftlicher Nutzung (Laubbäume, die die Umweltverschmutzung vermindern sollen) umgeben von zahlreichen Kanälen, die der Bewässerung dienen. Die Altstadt umgab früher ein Schutzgraben, der mit Wasser gefüllt war. Heute ist daraus durch das Umleiten und Stauen der Kanäle ein riesiger See geworden. Von der Mitte aus führen im gleichmäßigen Abstand von 500 Metern zahlreiche Brücken, in die sich rasant entwickelnde neue Stadt. Man nennt Liaocheng deshalb "das Venedig des Orients". In der Altstadt herrscht ein lebendiges Treiben und wir fühlten uns zurückversetzt in das China vergangener Zeiten. Die vielen Läden, die nebeneinander liegen, haben in den oberen Stockwerken Wohnräume. Die neue Stadt lässt das Liaocheng der Zukunft erahnen. Hier gibt es neben den üblichen Läden und Wohnhäusern, die sehr einfach sind, moderne Gebäude und Einkaufszentren. Manchmal wirkt Liaocheng wie das kleine Enkelkind von Shanghai.
Unser Tagesprogramm:
Um 8.30 Uhr startete der Bus zu einer abenteuerlichen Überlandfahrt nach Linqing. Die Fahrt dauerte mehr als eine Stunde, obwohl wir nur 50 km zurücklegten. Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Der Bus fuhr Riesenslalom mit Dauerhupen zwischen Mopeds, mit überladenen Dreirädern, Autos, Fahrrädern, Bussen und diversen landwirtschaftlichen Nutzfahrzeugen.
Rechts und links der Straße waren Heerscharen von Chinesen damit beschäftigt, zwecks Verbreiterung des Fahrweges zahlreiche Bäume zu fällen und in Einzelteilen am Rande zwischen zu lagern. Wir fuhren durch eine ärmliche Landschaft, die uns daran erinnerte, dass sich in China Moderne und Entwicklungsland gegenüberstehen. Einige Kilometer vor Linqing wurde unser Bus von einem Polizeiauto und drei zusätzlichen Wagen mit Warnblinkanlage eskortiert.
So erreichten wir die Jinghua Middle Scholl von Linqing und was uns hier erwartete, kann man eigentlich nur in einem Film zeigen. Mindestens tausend Schülerinnen und Schüler, die noch nie mit eigenen Augen Menschen aus dem Westen gesehen hatten, hielten uns anscheinend mindestens für Tokio Hotel oder die Backstreet Boys. Jeder verlor den Überblick und wir gingen unter in einer Woge begeisterter Kinder, die uns interviewten, Autogramme und Adressen erbaten und sich von uns umarmen lassen wollten. Alles lief irgendwie aus dem Ruder, das gaben sogar unsere Gastgeber zu, die sonst immer alles fest im Griff haben. Die unvergessliche Szene wurde wie gewohnt von Fernseh- und Phototeams festgehalten. (Video folgt)
Am Abend im Teehaus in Liaocheng wurden wir beim Kauf eines Buddhas - dank unseres Fernsehauftritts am Vormittag - wieder erkannt. Auch dort sind wir die Stars, sogar im großen Kaufhaus hängt ein Begrüßungsschild.
Die Schule in Linqing hat ca. 3.000 Schüler und 200 Lehrer. Die Schüler besuchen diese Schule für drei Jahre. Viele gehen anschließend zur High School, denn in China herrscht großer Leistungsdruck. Die jungen Leute wollen die Zulassung zu einem der begehrten Plätze in der Universität erreichen und hierfür investieren sie viel Energie, Disziplin und Ausdauer, nicht ohne ihre Offenheit und Fröhlichkeit zu verlieren.
Anschließend besichtigten wir eine No.3 High School - fast nebenan. Hier trafen wir nicht so viele Schüler, da die meisten in Zentralprüfungen waren, die sich über mehrere Fächer und den ganzen Tag hinziehen. Nach der Besichtigung der Bibliothek und der Schlafräume, die zu dem Internat gehören, machten wir eine Mittagspause, wie üblich, in einem Restaurant mit Prominenz (Propagandministerin der Stadt Linqing und ein Vertreter des Auswärtigen Amts).
Am Nachmittag stand zunächst der Besuch einer Pagode auf dem Programm. Eine Pagode ist ein buddhistischer Begräbnisturm. Die Toten wurden verbrannt. Je nachdem, wie viel sie in ihrem Leben meditierten, bleiben ein, zwei oder mehrere Kugeln übrig, die in der Pagode aufbewahrt werden. Soweit die Erklärungen der Führerinnen Frau Pei-Fang-Wagner und Mrs Lu. Eigentlich waren wir alle recht froh, dass es weiterging, denn eine Papierfabrik in der Nähe roch übel.Dafür erwartete uns aber in Liaocheng ein weiteres Highlight: Die Kongfu-Schule zeigte uns eine unvergessliche Aufführung ihrer Künste.
Nach diesem umfangreichen Tagesprogramm erhielten wir die Erlaubnis zum Bummeln. Ein weiterer Tag in Liaocheng ging mit einem wunderbaren Abendessen zu Ende.
Übrigens stand am Abendhimmel ein wunderschöner Mond. Es ist der gleiche wie zu Hause und so grüßen wir euch um die halbe Erdkugel.
Monika Hein
Yann Kämpf
(Das ist der letzte Artikel, den ich in China online stelle, der Rest wird aber noch nachgearbeitet.)